
Gebrauchsanweisung für Salzburg – Teil 1
Dass wir Salt and the City heißen, haben wir ja bereits ausführlich festgestellt. Warum wir so heißen, ist schnell erklärt: Das Salz in unserem Namen ist ein kleiner Bezug zur wunderbaren Stadt, in der wir leben und über die wir bloggen. Und diese möchten wir heute ein wenig näher vorstellen. In einem klassischen Reiseführer würde man an dieser Stelle wahrscheinlich lesen können, wie groß die Stadt ist, um die es gehen soll, wo sie liegt, wie sie aussieht und was man dort besichtigen kann. Aber das alles kann man eigentlich auch im Wikipedia-Artikel zu Salzburg nachschlagen. Stattdessen präsentieren wir: Einen etwas anderen Blickwinkel auf unser Salzburg, gespickt mit Insiderwissen, ein paar Anekdoten und einem kleinen Bisschen Schmäh. In neun Punkten, geteilt in zwei Berichte. Viel Spaß!
Die Festung und die Erzbischöfe, Oder: Warum Salzburg ein gallisches Dorf ist.
Salzburg ist eine Insel. Oder war es früher zumindest. Also, politisch gesprochen. Denn: Salzburg war bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts ein sogenanntes Erzbistum. Ein kleines Fleckchen Erde, das von einem Herrscher regiert wurde, der nicht nur das weltliche, sondern auch das geistliche Oberhaupt seiner Schäfchen war: der Erzbischof. Dieser thronte für einige Jahrhunderte in der prächtigen Festung Hohensalzburg über seiner Stadt und machte aus Salzburg so etwas wie den Vatikan Österreichs. Diese Festung, die sich die Erzbischöfe in schönster Panoramalage und über mehrere Jahrhunderte erbauen ließen, ist übrigens die größte Burganlage Mitteleuropas. Und, in Gottes Namen, keine Ritterburg. Wackere Rittersleut sucht man in den großen Sälen der Festung vergeblich. Was man dafür findet? Prächtige Fürstenzimmer, das Salzburger Marionettenmuseum und das Verließ des berüchtigten Zauberers Jackl.
Schnürlregen, oder: Warum der Regenschirm der beste Freund des Salzburger Ureinwohners ist.
Das Salzburger Wetter ist erbarmungslos. Strahlt in einem Moment noch der brillanteste Sonnenschein über den Zinnen der Festung, friert man im nächsten Augenblick bereits im Nieselregen. Dieser berüchtigte Schnürlregen, für den die Mozartstadt so berühmt ist, kommt aber nicht wie es der Name vermuten ließe, in dicken „Schnüren“ von oben, sondern als feiner Regendunst gefühlt von überall. Er kriecht in den Mantelkragen, frisst sich durch Fäustlinge und macht auch solche Füße klamm, die in den wärmsten, von Oma handgestrickten Socken stecken. Ein waschechter Salzburger würde daher auch nie ohne Schirm das Haus verlassen. Kein Wunder also, dass sich Österreichs letzter handwerklicher Schirmhersteller in Salzburg niedergelassen hat. Werden die Niederschläge dann stärker, hilft jedoch auch der beste Schirm nichts mehr. In solchen Fällen empfehlen wir eine Taucherbrille oder ein mittelgroßes Schlauchboot.
Die Salzburger Festspiele, oder: Warum Salzburg auch die „Bühne der Welt“ genannt wird.
Alljährlich in den Sommermonaten befindet sich die ganze Stadt für sechs Wochen im Ausnahmezustand. In der Altstadt werden alle verfügbaren roten Teppiche ausgerollt und jeder, der versucht, ein freies Hotelzimmer zu ergattern, wird höchstens mitleidig beäugt, denn: das Festspielvolk flutet die Stadt. Die Haute Volée der klassischen Musik und Theaterszene gibt sich ein Stelldichein und bietet in mehr als 200 Veranstaltungen Kunstgenuss auf höchstem Niveau. Die Spielstätten der Festspiele, wie das Festspielhaus, das Haus für Mozart oder die berühmte Felsenreitschule werden zur Pilgerstätte von Prominenz und Paparazzi gleichermaßen. Und, wenn man als Otto Normalverbraucher auf einen Kaffee ins Bazar oder zum CD-Shopping in den Musikladen geht, kann es schon mal sein, dass man neben der Netrebko oder Placido Domingo an der Kassa steht.
The Sound of Music, oder: Vom großen Hype, den keiner kennt.
Kommen US-amerikanische Touristen in die Stadt, sind sie oft ganz besonders aufgeregt. Familien wandeln mit seligem Grinsen durch die Altstadtgassen und ganze Reisegruppen brechen in spontanen Gesang aus. Der Grund: The Sound of Music. Der amerikanische Musicalfilm über eine singende Salzburger Familie, die vor den Nazis in die Vereinigten Staaten fliehen musste, ist etwa so beliebt, wie hierzulande die „Sissi“-Filme. Und wird wie hierzulande die Drei Haselnüsse für Aschenbrödel traditionell zu Weihnachten im Fernsehen ausgestrahlt. Und: Er lässt quasi kein Österreich-Klischee aus. Hier, im Mutterland der Geschichte (die übrigens einen wahren Kern hat) ist dieses Stück Filmkultur jedoch so gut wie unbekannt. Wer dem amerikanischen Touristenschauspiel also ganz besonders cool und abgeklärt begegnen will, genieße im Vorfeld einen Filmabend bei „Schnitzel with Noodels“, der Lieblingsspeise der Protagonistin. Ein Gericht, das – trotz des ganzen Rummels – noch keinen Eingang in die Salzburger Speisekarten gefunden hat.
Den zweiten Teil gibt’s bald!
Gratuliere zu diesem Beitrag – hatte selbst mal in den späten 80er Jahren ein Erlebnis mit einem amerikanischen Touristen am Alten Markt – der meinte in einem Gespräch vor’m Tomaselli, dass es schon erstaunlich sei, wie gut wir es doch hinter dem Eisernen Vorhang hätten, hier in Salzburg
Vielen Dank erstmal! Schräge Geschichte – als Reisender sollte man doch wissen, wo man sich zirka befindet.